„Erinnerungen sammeln gegen das Vergessen“

Besuch des Holocaust-Überlebenden Boris Zabarko an der IGS Wilhelmshaven

Dokumentationen, Bilder oder Textquellen über das NS-Regime und seine Verbrechen begegnen Schüler*innen im Geschichts- oder Gesellschaftsunterricht sehr häufig. Die Heranwachsenden nehmen von den Gräueltaten in dieser konfrontativen Situation Notiz, eine nachhaltige Auseinandersetzung damit erfolgt hingegen selten. Der 9. Jahrgang der IGS hat in den letzten Monaten versucht, dieses dunkle Kapitel deutscher Geschichte vielfältig zu beleuchten. Traditionell ist das Thema „Nationalsozialismus“ im Kerncurriculum des Gesellschaftsunterrichts der neunten Jahrgangsstufe verortet, die Kolleg*innen haben über die klassische Auseinandersetzung mit dem Thema auch den literarischen Zugang gewählt und im Deutschunterricht den Jugendroman „Dunkelnacht“ von Kirsten Boie mit den Schüler*innen gelesen, der 2022 mit dem Deutschen Jugendliteraturpreis ausgezeichnet wurde. Die sich anschließende Exkursion nach Neuengamme in die KZ-Gedenkstätte vermittelte bereits sehr eindringlich, wie „es wohl gewesen sein könnte“. Mit klarer und fester Stimme ließ der Holocaust-Überlebende Dr. Boris Zabarko die Schüler*innen an seinen Erinnerungen teilhaben. Auf Initiative von Kai Hagedorn besuchte der ukrainische Historiker die IGS am 16.06.2023 und sprach vor über 300 Schüler*innen des 9. und 12. Jahrgangs. Sehr bewegend beschrieb Dr. Zabarko die Tötung friedlicher Zivilisten in seiner Ukraine durch Deutsche, Rumänen, Österreicher und Ungaren. Er verdeutlichte, dass die begangenen Verbrechen vor den Augen der Welt geschahen, die zu diesen schwieg. Heute sei dies anders, heute werde die Ukraine im Kampf um ihre Freiheit von der Welt unterstützt.

Als Sechsjähriger musste Zabarko die Repressalien und Tötungen mitansehen. 25% der jüdischen Opfer fanden ihren Tod auf dem Gebiet der heutigen Ukraine. Dies sei vielen Schüler*innen gar nicht bewusst gewesen, so Matteo aus dem 12. Jahrgang. Man wisse zwar von den Verbrechen gegen die polnische Zivilbevölkerung und die Juden, aber dass in der Ukraine fast drei Millionen Juden gelebt haben, dass sei ihm nicht klar gewesen, so der 17-Jährige.

Die Ukraine sei ein einziges Babi Jar gewesen und die Aufgabe von Zabarko sei das „Sammeln von Erinnerungen gegen das Vergessen“. Auf die Frage, inwiefern die anwesenden Schüler*innen Verantwortung oder gar Schuld trügen, antwortete der fast 90- Jährige bestimmt, dass die Verantwortung das Wissen, um die unmenschlichen Verbrechen sei, diese Generation trage keine Schuld. Mit dem Wissen werde ein zweites Auschwitz verhindert.

Die Schüler*innen zeigten sich bis zur letzten Minute bewegt von den eindringlichen Schilderungen und verabschiedeten sich von Dr. Zabarko mit minutenlang anhaltendem Applaus. Wir bedanken uns an dieser Stelle auch herzlich bei Dr. Christian Ganzer, der den Vortrag durch einige, prägnante Erläuterungen zur Geschichte und zum Territorium der Ukraine im Zweiten Weltkrieg einleitete und unentwegt dolmetschte, sodass jedeR der im Saal Anwesenden einen Eindruck von der Lebens- und Leidensgeschichte dieser besonderen Persönlichkeit und dem Schicksal der Jüd*innen vor, während und nach der Invasion durch die Deutschen erhielt.

Besonders angesichts einer sich auch in Deutschland verschärfenden Debatte im politischen Klima und der Zivilgesellschaft war dieses Ereignis sicher ein Beitrag zur Verständigung, zum Verstehens und zur Bildung im Sinne einer geschichtsbewussten, demokratischen Schülerschaft.

Beitrag von Steffi Hartmann und Kai Hagedorn

„Denk mal“ anders über Wilhelmshavener Geschichte

Schülerinnen und Schüler des 13. Jahrgangs haben im Seminarfach 2015/16 eine etwas andere Herangehensweise an Erinnerung ausprobiert. Sie agierten als Forscher und haben sich intensiv mit der Denkmallandschaft ihrer Heimatstadt auseinandergesetzt.

Ziel dieses Projektes war es, wissenschaftspropädeutisches Arbeiten weiter zu fördern und sich der Verortung von Geschichte in der eigenen Lebenswelt bewusst werden. Dabei wurden spannende „Geschichten“ hinter Denkmälern und ihren Standorten hier in Wilhelmshaven zu Tage gefördert.

Gelingen konnte dieses Projekt dank der Unterstützung des Küstenmuseums, des Stadtarchivs und des Bauamtes. So hatten die Schüler und Schülerinnen mit Herrn Räcker-Wellnitz vom Stadtarchiv und Herrn Steinert vom Küstenmuseum kompetente Ansprechpartner, die sie in die Archivarbeit und Recherchetechniken einführten. Frau Becker vom Bauamt der Stadt Wilhelmshaven ermöglichte einen interessanten Einblick in Berufsfelder der Denkmalpflege und zeigte, wie Denkmalschutz in Wilhelmshaven konkret aussieht. Fachliche Unterstützung erhielten die Kurse auch von Herrn Ingo Hölzler, der neben hilfreichen Informationen über die örtlichen Denkmäler auch wichtige Literaturhinweise gab.

Den Abschluss des Projektes markierten kleinere Facharbeiten z.B. über die Christus- und Garnisonskirche, das Ehrenmal auf dem Ehrenfriedhof oder das Denkmal des Panzerschiffs „Deutschland“ sowie eine zweitägige Exkursion nach Hamburg. Dort wurden vor allem Denkmäler aus der Kaiserzeit mit denen Wilhelmshavens verglichen und weitere Formen der Erinnerung wie z.B. Stolpersteine oder Straßennamen untersucht.

denkmalaktiv_Logo_standaloneAuf diesem Wege möchten wir uns noch einmal recht herzlich für die Unterstützung der Deutschen Stiftung Denkmalschutz als Trägerin des Schulprogramms „denkmal aktiv – Kulturerbe macht Schule“ (s.a. www.denkmal-aktiv.de), bei Herrn Räcker-Wellnitz vom Stadtarchiv, bei Herrn Steinert vom Küstenmuseum, bei Herrn Hölzler und bei Frau Becker vom Bauamt bedanken. Es war sowohl für die Schülerinnen und Schüler, als auch für uns betreuende Lehrer ein interessantes und spannendes Projekt.

Erinnern an den Ersten Weltkrieg

IMG_04442In diesem Jahr jährt sich die Seeschlacht am Skagerrak zum hundertsten Mal, sodass sich Schülerinnen und Schüler des 9. Jahrgangs mit diesem historischen Ereignis im Gesellschaftsunterricht intensiv auseinandersetzten. Sie erarbeiten selbstorganisiert eine Ausstellung zum Kaiserreich und Imperialismus, um die Ursachen des Ersten Weltkrieges zu ergründen.

Durch historische Filmdokumente und Zeitzeugenberichte erhielten die Schülerinnen und Schüler Zugang zu diesem dunklen Abschnitt der deutschen Geschichte. Den Abschluss markierte eine Führung durch die Christus- und Garnisonskirche mit Pastor Morgenstern. Dieser stellte sich den neugierigen Fragen der Neuntklässler und zeigte den Schülerinnen und Schülern, wie man sich über die Jahrzehnte an die Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts hier in Wilhelmshaven erinnerte.

Jahrgang 7 auf Exkursion

Der Exkursionsplan im Fach GesellscDSCN0452haftslehre sieht in Jahrgang 7 den Besuch des Auswandererhauses in Bremerhaven vor. Passend zur Unterrichtseinheit „Migration“ haben alle Stammgruppen des 7. Jahrgangs Anfang Mai das Auswandererhaus besucht.

Die eindrucksvolle Darstellung IMG_0665der Auswanderung und – im neueren Teil des Auswandererhauses – der Einwanderung, hat in den folgenden Unterrichtsstunden durch die Berichterstattung über die aktuelle Flüchtlingssituation einen sehr starken Gegenwartsbezug bekommen und zu intensivem Nachdenken und Diskutieren geführt.

Zur Seite des Deutschen Auswanderer Hauses.

Das Eichmann – Protokoll

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Arzt hätt` ich nicht werden dürfen
Das Eichmann – Protokoll

 „Von dem rechtlichen Sektor aus gesehen blieb mir nichts anderes übrig als Befehlsempfänger, die Befehle, auszuführen, die ich bekam.“

Über den Geschichtsunterricht hinaus hatten am 24.01.2014 Schüler des 12. und 13. Jahrgangs der IGS die Möglichkeit, mithilfe einer szenischen Lesung auf Basis der Verhörprotokolle Adolf Eichmanns einen vertiefenden Einblick in die Psyche des Organisators der nationalsozialistischen Judenvernichtung zu erhalten. Die Schauspieler Harald Schandry und Bernd Surholt, die seit 6 Jahren mit der Inszenierung an deutschen Schulen versuchen, historische Zusammenhänge zu verdeutlichen und Bezüge zu aktuellen Ereignissen herzustellen, verzichten dabei auf Requisiten und Bühnenbild und zeichnen auf Basis verschiedenster historischer Dokumente ein verstörendes Bild des Schreibtischtäters Eichmann. Weiterlesen