Das Eichmann – Protokoll

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Arzt hätt` ich nicht werden dürfen
Das Eichmann – Protokoll

 „Von dem rechtlichen Sektor aus gesehen blieb mir nichts anderes übrig als Befehlsempfänger, die Befehle, auszuführen, die ich bekam.“

Über den Geschichtsunterricht hinaus hatten am 24.01.2014 Schüler des 12. und 13. Jahrgangs der IGS die Möglichkeit, mithilfe einer szenischen Lesung auf Basis der Verhörprotokolle Adolf Eichmanns einen vertiefenden Einblick in die Psyche des Organisators der nationalsozialistischen Judenvernichtung zu erhalten. Die Schauspieler Harald Schandry und Bernd Surholt, die seit 6 Jahren mit der Inszenierung an deutschen Schulen versuchen, historische Zusammenhänge zu verdeutlichen und Bezüge zu aktuellen Ereignissen herzustellen, verzichten dabei auf Requisiten und Bühnenbild und zeichnen auf Basis verschiedenster historischer Dokumente ein verstörendes Bild des Schreibtischtäters Eichmann.

Der SS-Obersturmbannführer, der von 1941 bis 1945 als Leiter des „Judenreferats IV B 4“ im „Reichssicherheitshauptamt“ Millionen Juden in Konzentrations- und Vernichtungslager deportieren ließ, wurde am 11. Mai 1960 von Agenten des israelischen Geheimdienstes Mossad in Buenos Aires gefasst und nach Israel verschleppt. Rund ein Jahr später begann am 11. April in Israel der Prozess vor dem Jerusalemer Bezirksgericht. Nach acht Monaten Prozess wurde Eichmann am 15. Dezember in allen Anklagepunkten für schuldig befunden und zum Tode verurteilt. Das Urteil wurde am 1. Juni 1962 vollstreckt.

Im Mittelpunkt der collagenartigen Lesung standen neben den Verhörprotokollen, historische Zeitdokumente, die den Weg in die „physische Vernichtung der Juden“ aufzeigten. Durch diese Form der Darstellung konnten Eichmanns Ausreden entlarvt und seine juristische Strategie demaskiert werden.

In der darauffolgenden Diskussion beteiligten sich die Schüler im Gespräch mit den Darstellern rege und diskutierten neben der Rolle der BRD auch den Umgang mit diesen Verbrechen in der Nachkriegszeit. Die Darsteller machten hierbei deutlich, dass Eichmann ihrer Ansicht nach eben nicht nur ein getreuer, ordentlicher Beamter war, wie Hannah Arendt ihn charakterisierte, sondern ein hoch intelligenter, fanatischer Antisemit, der kalkuliert und strategisch diesen Prozess durchsteuerte.

Schülerstimmen:

Das Theaterstück bzw. die Lesung dessen gibt einen weitschweifenden Einblick in den Prozess rund um Adolf Eichmann. Die Frage nach Verjährung und somit Freispruch von ehemaligen Nationalsozialisten bzw. Kriegsverbrechern kommt auf und wird durch die puristische Darstellungsweise sowie die angeregte Diskussion anders beantwortet als Diskussionen im Unterricht.“ (Marlene Schnittger)

Für den Geschichtsunterricht war die Inszenierung sehr informativ und gab teils auch intensivere Eindrücke vom Prozess und Handeln Adolf Eichmanns. Besonders gut gefiel mir, dass weniger Wert auf ein Bühnenbild gelegt wurde, sodass man sich mehr auf die gegebenen Informationen konzentrieren konnte.“ (Julien Hörig)

Sinnvoll war diese Art der Darstellung eines so wichtigen Ereignisses der deutschen Geschichte, da der Fokus darauf lag, zuzuhören und das Gehörte aus sich wirken zu lassen.“ (Teelke Battermann)

Vor allem die kurzen Impulse in Form von Ausrufen wie ‚Extrablatt‘ haben dem Stück eine besondere geschichtliche Tiefe verliehen.“ (Chiara Risse)

Das Theaterstück hat noch einmal klar gezeigt, wie unterschiedlich stark die Interessen der jeweiligen Länder an der Verfolgung der NS-Verbrecher war.“ (Jendrik Willmann)

Die szenische Darstellung des Eichmann-Prozesses bot einen guten Überblick über die Geschehnisse und die den Werdegang des NS-Regimes. Auch die falsche Fassade Eichmanns und die Widersprüchlichkeiten seiner Argumentation wurden gut vermittelt. Das Ganze wurde sachlich und ungeschönt dargestellt.“ (Paul Gieseler)